Die grüne Landschaft zieht langsam an mir vorbei.

Leise aber durchgehend dröhnt der Motor unseres kleinen Hausboots.

Der Fluss schlängelt sich gemächlich durch die grünen Ebenen und plötzlich erhebt sich hinter der nächsten Kurve direkt am Wasser ein eigentümliches Gebilde.

Ich frage mich, was es ist und staune, als ich die einsame und halb verfallene Burg mitten in der Natur erkenne.

Eine Tour mit dem Hausboot über den Shannon

Sattes Grün und frisches Blau – die irische Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite!

Willkommen zu Teil zwei unseres Irland-Abenteuers!

Eine Woche lang erkundeten wir ja Dublin und den Südwesten Irlands mit einem Camper, bereisten kleine Städte wie Cork, wanderten im Wicklow Mountains Nationalpark und genossen den Ausblick auf dem Wild Atlantic Way während unseres Roadtrips in Irland.

Doch auch der zweite Teil war nicht weniger spannend, wenn auch gänzlich unterschiedlich sowohl vom Tempo als auch von der Art des Reisens.

Mit dem Hausboot über den Shannon fahren

Ziemlich weit im Osten des Landes verläuft von den Cuilcagh Mountains im Norden bis nach Limerick im Süden der längste und wasserreichste Fluss des Landes: der Shannon River.

Wie an einer Perlenkette reihen sich schmale, enge Flussabschnitte und breite Seen entlang des Flusses aneinander. Bevor die Eisenbahn in Irland Einzug hielt, war der Fluss sogar der Hauptverkehrsweg in dieser Region.

Heute erfreuen sich vor allem Touristen an den über 800 km zusammenhängenden Wasserwegen zwischen dem Shannon, dem Lough Erne in Nordirland und dem Grand Canal Richtung Dublin. Denn auch ohne Vorkenntnisse und Führerschein für Motorboot darf man sich hier als richtiger, kleiner Kapitän seines eigenen Boots fühlen!

Hausboot auf dem Shannon in Irland

Darf ich vorstellen? „Carlow“ unser schwimmendes Haus auf Zeit

Einlassen auf die irische Gemütlichkeit

Doch nicht nur das. Auch die Art zu Reisen ist natürlich eine ganz andere als mit einem Auto oder Camper.

Mit nur wenigen km/h (oder heißt es bei Booten nicht Knoten?) fährt man durch die irische Landschaft und hat vom Wasser aus natürlich auch eine ganz besondere Aussicht auf die Weiden, Hügel und Dörfer.

Ausblick vom Hausboot auf dem Shannon

Saftige grüne Weiden und kleine irische Dörfer im Hintergrund

Aber mehr noch geht es bei dieser Art zu Reisen um die Ruhe und Entspannung, würde ich sagen. Man schafft keine wirklich großen Strecken pro Tag und auf dem Shannon liegen auch nicht die größten Sehenswürdigkeiten des Landes.

Anstatt also möglichst viel in möglichst wenig Tagen von der To-See Liste abzuhaken, kann man auch ohne schlechtes Gewissen einfach mal zwei Stunden ein spannendes Buch lesen oder auf dem Deck liegen und sich den Bauch bescheinen lassen.

Durch kleine Dörfer und grüne Landschaft führt der Shannon

Durch kleine Dörfer und grüne Landschaft führt der Shannon

Doch natürlich gibt es auch einiges zu sehen auf dem Shannon

Wir haben damals unsere Tour in dem kleinen, verschlafenen Nest Banagher gestartet. Am ersten Tag gab es eine Sicherheitseinweisung, eine Einweisung in das Boot und eine kleine Probefahrstunde.

Und dann konnte es auch schon losgehen!

Die Route, die wir bereits grob geplant hatten, führte Richtung Norden, den Shannon hinauf. Und so legten wir die Leinen (was übrigens mein Job war) und fuhren gemächlich los in Richtung unserer ersten Anlegestelle. Auf dem Weg begegneten uns viele andere Boote und es wurde sich immer fleißig zugewunken. Aber nicht nur klassische Hausboote sahen wir auf dem Weg…

Die Klosterruine Clonmacnoise

Wie bereits erwähnt, war der Shannon jahrhundertelang einer der Hauptverkehrswege in Irland, weswegen im Mittelalter viele Burgen und Klöster entlang des Flusses errichtet wurden.

Unter anderem auch die Klosterlandschaft und die Burg in Clonmacnoise, die bekannteste und meist besuchte Klosterruine des Landes, welche bereits im 6. Jahrhundert nach Christus erbaut wurde.

Schon von weitem konnten wir die zwei Rundtürme und die halb zerfallene Normannenburg in der grünen Landschaft erkennen.  Fast stolz erhob sie sich trotz einiger Schäden zwischen den sanft gewellten grünen Hügeln und erinnerte uns an die Klosteranlage in den Wicklow Mountains.

Das Kloster Clonmacnoise in Irland

Hinter den grünen Hügeln taucht langsam ein Teil der Klosterruine von Clonmacnoise auf…

Anlegestelle bei Clonmacnoise in Irland

… und direkt an der Ruine ein herrlich ruhiger Anleger für die Hausboote

Gräber bei der Klosterruine Clonmacnoise in Irland

Neben der Ruine gibt es auch noch einen verfallenen Friedhof mit uralten Gräbern

Von Banagher hatten wir ein paar Stunden bis hierher gebraucht und so nutzten wir die einmalige Möglichkeit, direkt vor so einer Traumkulisse anzulegen, denn vor dem Kloster gibt es eine (ich meine sogar kostenlose) Anlegestelle für Hausboote.

Im Besucherzentrum haben wir das wirklich große Gelände des Klosters und der Burg erkundet und hinterher noch leckere Scones im Museumscafé gegessen 🙂

Gegen Abend legte sich dann auch noch der kleine Windhauch, sodass wir bei Sonnenschein und spiegelglatten Wasser auf der Terrasse unseres Bootes essen konnten und dem Sonnenuntergang hinter der Burgruine zuschauen konnten. Als dann auch noch eine Herde Kühe auftauchte, die zwischen den Ruinen anfing zu grasen, war die Idylle perfekt!

Die Burgruine bei Clonmacnoise in Irland

Sonnenuntergang über der alten, verfallenen Burg

Die charmante Kleinstadt Athlone

Am nächsten Tag ging es mit unserem kleinen „Carlow“ von Carrick-Craft weiter gen Norden.

Der Fluss schlängelte sich immer noch in engen Kurven und schmalen Abschnitten durch die irische Landschaft und nach ein paar Stunden erreichten wir die Kleinstadt Athlone.

Das Rathaus von Athlone in Irland

Blauer Himmel über dem Rathaus von Athlone

Obwohl die Stadt nur etwa 15.000 Einwohner hat, ist sie eine der wichtigsten Städte der Region mit besonderer Bedeutung für den Tourismus der Shannon-Schifffahrt.

In dieser schmucken Kleinstadt, durch die der Fluss mitten hindurch fließt, gibt es mitten im Stadtinneren Anlegestellen für die vielen kleinen und teils größeren Hausboote. Wie eine große Familie liegen sie dann zwischen den Häusern und schaukeln leicht auf dem Wasser.

Ich muss immer noch kichern, wenn ich mich an das Boot mit den drei Frauen neben uns erinnere, die eine geeignete Unterlage für ihren Einweg-Grill suchten und sich dann für einen der Plastikstühle entschieden. Dreimal dürft ihr raten, was nach kurzer Zeit passiert ist… 😀

Anlegestelle für Hausboot in Athlone Irland

Mitten in der Stadt liegt hier Boot an Boot, aber irgendwie auch gemütlich

Neben dem Athlone Castle, in welchem heute die Tourist Information untergebracht ist, gibt es in Athlone nicht viel zu sehen.

Allerdings gibt es in den kleinen bunten Häuschen natürlich viele kleine Irish Pubs, manche sogar mit Biergarten direkt am Fluss, und so herrschte in der Stadt eine sehr herzliche und gemütliche Stimmung, die das gute Wetter zu unserem Besuch noch mal besonders unterstrich.

Hausboote auf dem Shannon in Irland

Glück mit dem Wetter – in Irland nicht immer der Fall

Lough Ree und Lanesborough

Direkt hinter dem Hafen von Athlone erstreckt sich der Lough Ree, ein etwa 25 Kilometer langer und 7 Kilometer breiter See im Lauf des Shannons.

Der Lough Ree in Irland

Einmal über den „großen“ See bitte!

Hier änderten sich die Landschaft und das Bootfahren auch noch einmal, denn vorher folgten wir ja nur dem engen Verlauf des sich windendes Flusses und nun erstreckte sich offenes Wasser vor uns. Also hieß es: Ausschau halten nach den Begrenzungsmarkierungen und nicht in die flachen Gebiete kommen.

Da ich mich aus dem Steuern herausgehalten habe, konnte ich die Zeit mit sinnvolleren Dingen nutzen.

Für Angler ist der See wohl auch ein tolles Revier, allerdings haben wir das nicht ausprobiert.

Der Lough Ree in Irland

Na, erkennt ihr wer sich hier wie ne Flunder die Sonne auf den Bauch scheinen lässt? 😉

Den ganzen Weg bis nach Lanesborough im Norden des Lough Ree schafften wir nicht an einem Tag und legten zwischendurch noch an einem kleineren Hafen an. Am nächsten Tag ging es weiter über den großen See und gegen Nachmittag erreichten wir dann das kleine irische Dorf.

Außer dem Hafen und ein paar kleinen grauen Häuschen mit einigen Pubs, gibt es in Lanesborough nicht viel. Leider gibt es auch rund um den Lough Ree keine andere größere Stadt oder Anlegestelle. Aber wer mit seinem Boot, der Natur und dem Wasser zufrieden ist, der sollte damit auch kein Problem haben.

Die Hausboote im kleinen Lanesborough

Die Hausboote im kleinen Lanesborough

... auch ohne viel Spketakuläres eine wunderschöne Zeit!

… auch ohne viel Spketakuläres eine wunderschöne Zeit!

Die halb verfallene Burg wird hinter uns immer kleiner. Nur wenn man genau hinguckt, kann man noch erkennen, wie prächtig sie einmal gewesen sein muss.

Der Fluss nimmt eine Biegung und schon ist die Ruine hinter den grünen Hügeln verschwunden.

Ich blicke geradeaus und sehe den blauen, glitzernden Fluss vor mir. 

Ich schaue nach links und ich schaue nach rechts und sehe kleine Dörfer und grüne Wiesen mit vielen Schafen und ein paar Kühen.

Und genieße die absolute Ruhe. Bis auf das gleichtönende Summen der Motoren.

 

Die Tour mit dem Hausboot durch Irland war wunderschön und entspannend! 

Wir konnten die Landschaft und die kleinen Dörfer und Städte richtig auf uns einwirken lassen, das wirkliche Leben der Iren bei vielen kleinen und sehr netten Gesprächen mit den gastfreundlichen Iren kennenlernen und einfach die Natur und die Kultur genießen.

Ohne To-Do-Liste. Ohne Hektik. Ohne Stress.

So eine Entschleunigung würde den meisten Reisenden von uns hin und wieder echt gut tun, glaube ich.

Hast du noch Fragen zu unserem Urlaub mit dem Hausboot? Oder möchtest du noch etwas mehr zu Irland oder den Städten erfahren?

Ich freu mich über alle Kommentare, also schreib mir was! 😉

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4 Responses

  1. Sophia

    Ich glaube ich muss aufhören andere Reiseblogs zu lesen – meine Liste an potentiellen Zielen wächst und wächst! Das sind wirklich sehr schöne Impressionen, die du hier mit uns teilst.
    Liebe Grüße aus Hamburg,
    Sophia

    Antworten
    • Carina

      Haha 😀 So geht es mir leider auch immer!
      Ist ja schon fast ne „Berufskrankheit“! 😉

      Danke für das Lob, freut mich, dass es dir gefällt!
      Liebe Grüße in den Norden

      Antworten
  2. Anna

    Huhu Carina!

    Endlich komm ich mal dazu, dir zu schreiben. Habe auf Facebook ja förmlich um diesen Bericht gebettelt! 😉
    Er ist super gelungen und die Bilder und deine Erzählungen haben es geschafft, mich mitzunehmen auf die Bootstour! Wie gern wäre ich jetzt selbst dort in Irland auf einem Hausboot. Danke für deinen mal wieder so ausführlichen und lebendigen Bericht!

    Liebe Grüße
    Anna

    Antworten
    • Carina

      Danke liebe Anna! 🙂

      Freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt!
      Beim Schreiben hab ich auch wieder so Lust bekommen hinzufahren, es war echt sooo schön in Irland – die tollen Landschaften, die netten Leute, hach, da komm ich gleich wieder ins Schwärmen 😀

      Liebe Grüße!

      Antworten

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