Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Laura Ginzel. Laura hat in Erfurt und Durham Sozialwissenschaften studiert mit besonderem Fokus auf Gesellschaft und Kultur des Nahen und Mittleren Ostens. Das Reisefieber hat sie schon seit über 20 Jahren gepackt. Seit ihrem Erasmus-Semester in Istanbul kehrt sie immer wieder in den Nahen und Mittleren Osten zurück und hat bereits Ägypten, Israel, die Arabischen Emirate und den Irak bereist sowie für mehrere Monate in Jordanien gelebt. Heute entdeckt sie von Berlin aus die Welt und arbeitet für Zenith – Zeitschrift für den Orient. Als ich mit 20 Jahren für ein halbes Jahr in die Türkei zog, um dort ein Erasmus-Semester an der Bosporus Universität in Istanbul zu verbringen, wusste ich zugegebenermaßen recht wenig über dieses Land, welches so oft als Brücke zwischen Orient und Okzident beschrieben wird. Umso besser für mich, dass eine Gruppe türkischer Studenten sich vorgenommen hatte, der Erasmus-Meute nicht nur die schönsten Orte in Istanbul sondern auch ein wenig von ihrem wunderschönen, aufregenden Land zu zeigen und uns in einen Reisebus gen Kappadokien verfrachtete. Willkommen in der märchenhaften Welt Kappadokiens Ausblick über die unwirklich schöne Landschaft Kappadokiens Kappadokien liegt ziemlich genau im Herzen der modernen Türkei, zwischen Nevsehir und Kayseri, südöstlich von Ankara und zeichnet sich vor allem durch eine einzigartige Landschaft aus. Vor Millionen von Jahren gab es hier aktive Vulkane, deren ausgestoßene Asche sich meterhoch in der Landschaft auftürmte. Im Laufe der Zeit sorgten Wind und Erosion dafür, dass sich die Schichten abtrugen und nur härtere Gesteinsformationen übrig blieben. Das Ergebnis ist eine faszinierende, fast außerirdisch anmutende Szenerie. Ein Phallus neben dem anderen… Im Aşk Vadisi – dem Liebestal – hat das Lavagestein eine besonders prägnante Form angenommen, die auch die Einheimischen im Töpferdorf Avanos zu interessanten Kreationen inspiriert: Überall finden sich hier phallische Gebilde und lustige Tonfiguren mit übergroßen Erektionen. Die Felsformationen inspirieren die Bewohner zu besonderen Gebilden…… aber dann wird aus dem Penis doch noch eine Vase. Und falls man selbst nicht so gut ausgestattet ist wie die Felsen: Natürliches Viagra gibt’s auch! Dieser Fels erinnert mehr an ein Männchen…… aber trotzdem gibt es Souvenirs in Penisform an jeder Ecke. Unwirkliche Landschaft mit bizarren Felsformationen Heute gehört Kappadokien zum Weltkulturerbe der UNESCO und das nicht allein aufgrund Steinformationen. Kappadokien hat noch andere Besonderheiten aufzuweisen: Das Leben in den Höhlen Anatoliens Im Laufe der Jahrhunderte fanden viele unterschiedliche Volksgruppen Zuflucht in den Höhlen Kappadokiens und bauten sie zu Häusern aus. Darüber hinaus vermutet man in der Region mehr als hundert unterirdische Städte, gefunden wurden bislang nur einige Dutzend. Kaymakli ist die größte von ihnen, die tiefste jedoch ist Derinkuyu. Bis zu 85 Meter tief ist die Stadt in die Erde gegraben, beherbergte sie einst bis zu 30.000 Menschen mit Kirchen, Brunnen und sogar Marktplätzen. Es gibt ungefähr 600 versteckte Eingänge in die Stadt – wer sich reintraut sollte auf keinen Fall Angst vor Enge haben. Die Decken sind zu niedrig zum Stehen, die Gänge beinahe zu schmal um entspannt hindurch zu laufen. In Höhlen wie diesen leben zum Teil heute noch Menschen… Viele Höhlen zeugen von der frühchristlichen Besiedlung der Region – mehr als 3.000 in den Fels geschlagene Kirchen wurden bislang entdeckt. Viele davon finden sich im Ihlara Vadisi. Dieses wilde Tal ist mit 100 Metern die tiefste Schlucht in ganz Anatolien. Man sagt, einst hätten 80.000 Menschen hier gelebt, mehr als 100 Kirchen mit über tausend Jahre alten Wandmalereien sind hier zu bewundern. 2014 zählte die türkische Tourismusbehörde knapp eine Million Touristen in Kappadokien, im Jahr 2007 fühlten wir uns jedoch wie wahre Entdecker bei jedem Fresko, jeden Tupfer Farbe, die wir an Wänden und Decken in den Höhlen fanden. In den unterirdischen Höhlen… … gibt es frühchristliche Malereien… … und Fresken zu entdecken. Besonders viele Höhlen und Kirchen wurden in diesem einzigartigen Tal gefunden Nach mehr als einem Jahrtausend christlicher Besiedlung finden sich heute keine Christen mehr in Kappadokien. Viele von ihnen konvertierten zum Islam, die letzten Christen wurden Anfang des 20. Jahrhundert im Zuge des Bevölkerungsaustauschs nach Griechenland umgesiedelt. Davon zeugen auch die verlassenen orthodoxen Kirchen der Region, die heute Straßenkindern Heimat und Spielplatz bieten. Als wir in den Hof der Saint Theodoros Trion Church in Derinkuyu traten, lief uns eine Gruppe Kinder aufgeregt entgegen. Neugierig versuchten sie herauszufinden, woher wir kamen und was wir dort wollten. Während die älteren Jungen die Gelegenheit nutzten, nach Geld zu fragen, interessierten sich die Kleineren viel mehr für unsere Kameras und wollten unbedingt für Bilder posieren. Spielplatz und Wohnort zugleich: Eine verlassene Kirche in Derinkuyu … wo ich die Kinder gleich ins Herz geschlossen habe. Traumhafte Aussicht von der Burg von Uchisar Wer nach Kappadokien fährt, sollte so viel wandern wie möglich oder eine der angebotenen Ballonfahrten machen um all die atemberaubenden Täler von oben zu bestaunen. Wir haben damals aus Zeit- und Kostengründen leider keine Fahrt machen können. Außer dem Liebestal lohnen sich auch besonders das Red Valley, Rose Valley und die Burg von Uchisar. Blick auf die Burg von Uchisar Uchisar liegt auf dem höchsten Hügel in der Gegend von Göreme, von hier aus blickt man bis weit in die Ferne bis zum schneebedeckten Berg Erciyes, dem nun inaktiven Vulkan, ohne den es die umliegenden „Feenkamine“ und Höhlenhäuser gar nicht gäbe. Als Feenkamine werden die kegeligen Felsformationen bezeichnet, die zu Zeiten des römischen Reiches als Grabstätten genutzt wurden. Von hier aus kann man bis zum schneebedeckten Berg Erciyes sehen… … und den Blick durch die Hügel und Täler schweifen lassen Wenn ihr den Hügel zur Burg Uchisar erklimmt, werdet ihr bestimmt auf die berühmten Soganli Püppchen stoßen. Die handgemachten Holzpüppchen in traditioneller Tracht erlangten vor einigen Jahrzehnten ihren Ruhm, als Touristinnen eine Mutter beobachteten, die eine neue Puppe für ihre Tochter bastelte und sich umgehend eigene Puppen für ihre Töchter wünschten. Für die Dorffrauen von Soganli ein großes Glück, denn heute verkaufen sie die Puppen bis weit über die Grenzen Kappadokiens hinaus in der ganzen Türkei. Mittlerweile helfen sogar die Männer beim Handwerk, statt als Hilfsarbeiter auszuziehen. Nehmt euch genug Zeit, eure persönliche Lieblingspuppe auszusuchen, jede von ihnen ist ein Einzelstück… … Talismane…… und schöne Töpferkunst.Handwerkskunst ist in Kappadokien weit verbreitet und so findet man Soganli Püppchen… … und beinahe jeder von uns kehrte mit einem Püppchen aus Kappadokien zurück. Nach drei Tagen voller neuer Eindrücke, wunderschöner Sonnenuntergänge über der rauen Landschaft Kappadokiens und spannenden Irrgängen durch die unterirdischen Städte stiegen wir – mit beinah ebenso vielen Püppchen wie Reisenden – zurück in den Bus nach Istanbul. Bevor wir Kappadokien verlassen…… decken wir uns am Straßenrand noch mit Früchten und Nüssen ein. Völlig erschöpft von unserem ersten anatolischen Abenteuer, fielen alle nach kurzer Zeit in einen tiefen Schlaf, den wir nur einmal vor der Ankunft am Bosporus unterbrachen: Nämlich um uns mit leckeren frisch gegrillten Kebabs an einer Autobahnraststätte die Bäuche vollzuschlagen. Sieben Jahre später, während ich im kalten Berlin diesen Artikel schreibe, bin ich immer noch fasziniert von Kappadokien und komme aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Denn Kappadokien ist einfach traumhaft schön und ein unvergleichliches Erlebnis: Wer etwas ganz Besonderes erleben möchte, ist in Kappadokien genau richtig! Kappadokien: Eine märchenhafte Landschaft und eine einzigartige Kultur! Warst du bereits in der Türkei oder in Kappadokien oder würdest du vielleicht gerne da hin? Auf meinem Wunschzettel steht noch ganz weit oben der Flug in einem Heißluftballon über die Täler, das muss ich unbedingt noch einmal erleben. Erzähl mir alles, ich freue mich über jeden Kommentar. 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Ciri, die Ballonfahrt sollten wir im nächsten Jahr wirklich in Angriff nehmen!!! Antworten Synke 07/09/2016 Wow! Jetzt gibt es keinen Weg zurück ich muss da hin 😉 Spannende Einblicke Den Ballonflug will ich auch gern machen, auch wenn es etwas teurer ist…mal sehen. In Bagan hatte ich 2014 nicht das Budget dafür, aber es ist sicher noch einmal eine andere Erfahrung. Antworten Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* Email* Webseite Mit der Abgabe eines Kommentars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. *
nuestra américa 03/02/2015 Kappadokien ist wirklich fantastisch. Der Flug in einem Heißluftballon ist grandios. Wir hatten vor ein paar Monaten die Gelegenheit Kappadokiens Schönheit aus der Vogelperspektive zu beobachten. Beinahe unbeschreiblich. Mehr dazu findest du auf unserem Blog http.//nuestra-america.de Antworten
Carina 03/02/2015 Ja das glaube ich gerne! Die Bilder von den vielen Ballons zu Sonnenaufgang sind einfach so wunderschön, dass ich am liebsten sofort hinfahren würde! Liebe Grüße Antworten
Anna 12/02/2015 Ich flippe gleich aus! Wie schöööön ist das denn!? Ciri, die Ballonfahrt sollten wir im nächsten Jahr wirklich in Angriff nehmen!!! Antworten
Synke 07/09/2016 Wow! Jetzt gibt es keinen Weg zurück ich muss da hin 😉 Spannende Einblicke Den Ballonflug will ich auch gern machen, auch wenn es etwas teurer ist…mal sehen. In Bagan hatte ich 2014 nicht das Budget dafür, aber es ist sicher noch einmal eine andere Erfahrung. Antworten