„Ok, I want you to get out of the car and lie down in front of it. Then we will crouch to the dogs.
Open the door carefully. Get down, slowly.”

Ich öffne vorsichtig die Tür des Safari-Fahrzeuges und klettere ganz langsam hinaus. Meine Füße berühren den Boden und während mich 12 dunkle Augenpaare beobachten, lege ich mich vorsichtig auf den Boden. Ich spüre den warmen, weichen Sand unter mir. Trotzdem bekomme ich eine Gänsehaut.

„Now move slowly forward!“

Mein Herz fängt an zu schlagen, ich blicke 12 aufmerksam schauenden Wildhunden ins Gesicht und dann bewege ich mich langsam vorwärts…

Wildhunde in Selinda

Alle Augenpaare auf uns gerichtet!

Begegnungen der wilden Art im Zarafa Camp

Heute bin ich mit Isaac, einem der Guides vom Zarafa Camp unterwegs. Er hat mich heute Morgen bei einem meiner Plots im Busch unterstützt, denn vor ein paar Tagen hatte ich eine durchaus brenzlige Situation mit einem Hippo.

Rückblick:

Ich bin mitten im Busch und gerade dabei, einen meiner Plots zu bearbeiten, ganz vertieft in die Bestimmung meiner Pflanzen, als ich das Gras neben mir rascheln höre und keine 10 Meter von mir entfernt, ein Hippo vorbei marschiert.

Ich erstarre.

Mein Herz setzt erst kurz aus und fängt dann an zu rasen.

Noch hat es mich nicht gesehen, doch dann dreht es sich um und blickt mich an. Eine Sekunde, die sich wie eine Ewigkeit anfühlt, schauen wir uns an, dann bewege ich mich langsam, moonwalkartig, rückwärts zu meinem Auto. Mann, 30 Meter sind doch verdammt weit, wenn ein Hippo möglicherweise mit mehr als 40 Kilometer die Stunde auf dich zurast!

Während ich mich langsam entferne, schaut das Hippo mir zu, als würde es überlegen, ob es mich jetzt wirklich angreifen soll oder nicht. Anscheinend nicht, denn es entscheidet sich auch für Rückzug und rennt davon.

Attacke?! Nein, zum Glück doch nicht...

Attacke?! Nein, zum Glück doch nicht…

Puh! Ich atme auf.

Tatsächlich bin ich gerade dem tödlichsten Tier Afrikas entgangen. In solchen Momenten wünscht man sich, man hätte noch nie etwas von der Statistik gehört, dass Nilpferde für die meisten Tode durch Wildtiere verantwortlich sind…

Nach diesem Vorfall hieß es, dass ich am besten immer mit einem Guide rausfahre zu meinen Busch-Plots, wenn einer verfügbar ist. Heute unterstützt mich Isaac und wir nehmen eine Probefläche zusammen auf. Die Aufnahme verläuft sehr gut, wir finden viele  neue Pflanzen und zusammen macht die Arbeit gleich viel mehr Spaß als allein im Feld zu stehen.

Doch das Highlight kommt erst noch!

Wir sind früh fertig mit dem Plot und ich genieße den Vorteil, mit einem der besten Guides von ganz Great Plains unterwegs zu sein. Denn, man kann es kaum glauben – in vier Wochen hier im Gebiet habe ich bisher nur eine einzige Hyäne und kein weiteres Raubtier gesehen!

Was mich bei meinen Plots natürlich erfreut, denn nach der Hippo-Begegnung muss ich nicht auch noch eine Löwen-Begegnung haben, ist natürlich trotzdem schade, denn dieses Gebiet ist bekannt für sei en Reichtum an Wildtieren, besonders Leoparden und die hochgradig gefährdeten Wildhunde.

Da ich Isaac erzählt habe, dass ich bisher noch nicht viel gesehen habe, lässt er es sich nicht nehmen, mit mir nach der Probefläche noch einen kleinen improvisierten Game Drive zu machen.

Auf geht’s zum Game Drive!

Wir sehen Elefanten, die uns neugierig und ein wenig aufgebracht mit dem Mund voller Gras beobachten, ein kleines Baby zwischen den Beinen der Mütter, Familien von Warzenschweinen, die genüsslich im Schlamm baden, seltene Roan-Antilopen, die durch die Graslandschaft stolzieren und letztendlich hört Isaac den Warnruf eine aufgebrachten Francolin, das auf die Anwesenheit eines Raubtiers hinweist.

Wir halten an. Isaac hält die Hände hinter seine Ohren, um besser zu hören aus welcher Richtung die Rufe kommen. Wir verlassen den Weg und fahren jetzt off-road mitten in den Busch. Mit den großen und kräftig motorisierten Game Drive Autos fahren wir buchstäblich über Stock und Stein und selbst größere Büsche und kleine Bäume mäht der Game Viewer gnadenlos nieder.

Kurz vor einem großen Baum, der umgeben ist von dichten Büschen und Sträuchern, werden die Warnrufe lauter – sogar die Eichhörnchen starren alle auf eine Stelle und rufen aufgebracht vor dem Feind.

Einmaliges Erlebnis – Begegnung mit Leoparden!

Und tatsächlich, unter den Büschen, geschützt von Dickicht und unter dem Baum, liegt ein Leopard. So gut getarnt, dass nur ein ausgebildetes Auge das Raubtier entdecken kann. Und der Leopard ist nicht alleine – daneben liegt ein zweiter.

Eine Mutter und ihr etwa einjähriges Jungtier dösen im Schatten der Büsche.

Sie sind vollgefressen. Neben ihnen liegt der Kill von letzter Nacht, eine Impala Antilope.

Wir versuchen uns von der anderen Seite zu nähern, da die Büsche uns die Sicht auf diese eleganten Samtpfoten versperren. Der Game Viewer dreht um und fährt durch die Büsche, sodass wir uns von hinten nähern, wo die Sicht auf die Großkatzen etwas besser ist.

Wir halten an und genießen dieses einmalige Erlebnis, denn selten findet man mehr als einen Leoparden, da diese Einzelgänger sind und andere Artgenossen meiden.

Und dann passiert das Unglaubliche:

Das Jungtier kommt aus seinem Versteck unter den Büschen hinaus und betrachtet neugierig unser Fahrzeug. Nachdem wir anscheinend keine Gefahr darstellen, lässt sich das junge Männchen direkt im hohen Gras vor uns nieder, natürlich ohne uns aus den wunderschönen, goldbraunen Augen zu lassen.

Leopard in Selinda

Eindringlicher Blick aus goldbraunen Augen…

Doch das war noch nicht das Ende!

Während wir leise die beiden Leoparden beobachten, plärrt auf einmal das Walkie Talkie los: „Wild dogs, Wild dogs! They are at Star Pan!“

Von diesem Wasserloch sind wir nicht weit entfernt, und da die Wildhunde in letzter Zeit nur selten gesichtet wurden, will Isaac das Rudel unbedingt finden.

Also, nichts wie los!

Wir machen uns auf den Weg zum Wasserloch und während wir uns der besagten Star Pan nähern, sieht Issac die Spuren der Wildhunde auf dem Weg. Doch sie laufen nicht zum besagten Wasserloch, sondern in die andere Richtung.

Wir folgen den Spuren und verlassen den Weg hinein in den Busch und in Richtung der Spuren der Wildhunde. Immer wieder hält Isaac an und schaut auf den Boden, ob wir immer noch auf dem richtigen Weg sind.

Und dann, wie aus dem nichts, stürmen zwei Wildhunde aus den Büschen und laufen vor unser Auto. Sie waren auf der Jagd und haben sich verteilt und nun versuchen sie, ihr Rudel wieder zu finden, erklärt mir Isaac. Also folgen wir ihnen und fahren mit High Speed hinter ihnen her, denn verdammt, dieser Wildhunde sind schnell!

Durch die Büsche, Matschlöcher und über Holzstämme fahren wir und versuchen mit den Wildhunden mitzuhalten.

Doch sie sind zu schnell. Wir haben sie verloren.

Wildhunde in Selinda

Verfolgungsjagd mit zwei Wildhunden!

Wir kehren um, es hat keinen Sinn. Immerhin haben wir zwei Stück gesehen, was schon eine wirkliche Besonderheit ist, denn es gibt schätzungsweise nur noch 2.000 Tiere in der Wildnis und sie sind hochgradig gefährdet.

Dann hält Isaac an.

Die Giraffen, die nahe am Weg stehen, schauen alle in eine Richtung. Dort müssen die Wildhunde sein, meint er. Ich glaube das nicht, kann doch sein, dass die einfach nur so in eine Richtung schauen?!

Wir geben dem noch eine letzte Chance und fahren in an die Stelle, auf die die Giraffen geschaut haben.

Giraffen in Selinda

Wohin schauen diese Giraffen?

Und tatsächlich, das ganze Rudel Wildhunde versammelt!

Mehr als zehn Wildhunde liegen rund um ein Wasserloch, erschöpft von der Jagd, die anscheinend erfolglos war. Manche von ihnen liegen sogar im Wasser und kühlen sich ihren weichen, gefleckten Bauch.

Wir nähern uns mit dem Game Viewer und ich erwarte, dass sie davonlaufen oder zumindest aufspringen und uns beobachten. Doch sie würdigen uns nur eines müden Blickes und dösen dann weiter im hohen Gras und unter den kleinen Akazien-Sträuchern.

Und dann möchte Isaac, dass wir aus dem Auto aussteigen und uns vor den Wildhunden auf den Bauch legen.

Was?!

Die Kill-Quote bei Wildhunden liegt bei über 90% und sie sind bekannt als erbarmungslose Killermaschinen, die ihre Opfer durch brutales Auseinanderreißen töten. Ok, und ich soll aussteigen und mich vor ihnen hinlegen?!

Doch sie scheinen super relaxt und nehmen uns sowieso kaum wahr. Also öffne ich langsam die Tür und lasse mich vorsichtig auf den Boden gleiten.

Wir sind so nah, dass ich mit meinem Teleobjektiv ihre feuchten Nasen und das lange, gefleckte Fell gut erkennen kann. Ich schieße ein paar Fotos und wir kriechen sogar noch ein bisschen näher ran. Nachdem ich ein paar gute Aufnahmen im Kasten habe, klettern wir wieder ins Auto.

Unsere Mägen knurren und wir freuen uns auf das leckere Mittagessen im Zarafa Camp. Außerdem kann ich es kaum erwarten, am Nachmittag in den Pool zu springen! 😉

Jetzt bin ich übrigens im dritten und damit letzten Camp, was mir bisher aber fast am besten gefällt. Hier verbringe ich die letzten Wochen bevor es zurück nach Maun und Namibia geht!

Ich freu mich übrigens über alle Kommentare, also schreibt mir! Ich will von euch hören! 🙂

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7 Responses

  1. Marion

    Wow! Was für Hammer Bilder! Wie nah warst Du denn an dem Leo dran? Irgendwie bin ich jetzt ein bißchen neidisch… 😉
    Liebe Grüße,
    Marion

    Antworten
  2. Anna

    Liebes, hatte heute endlich die Zeit und die Muße in Ruhe alle deine Afrika-Artikel zu lesen… Fällt einem ja schon schwer, dich nicht zu hassen 😛 Gerade dieser letzte Artikel hat mich komplett mitgenommen, ich habe geradezu mitgefiebert – unglaublich spannend und mitreißend geschrieben. Ich könnte doch glatt anfangen mich für Wildhunde zu interessieren 😉 Freue mich ganz bald alles von dir „live“ berichtet zu bekommen und dann endlich unser erstes gemeinsames Abenteuer zu planen 🙂 🙂

    Antworten
    • Anna

      Achja, und bitte bring mir dann bei so atemberaubende Fotos wie die deinen zu machen!

      Antworten
  3. the travelogue (by Anna & Vanessa)

    Wow, was für tolle Eindrücke! Wie glücklich du dich schätzen kannst, dass du sogar Leoparden gesehen hast <3 das Glück hatten wir leider nicht, aber so oder so ist das Erlebnis unvergesslich.
    Lieben Gruß, Anna & Vanessa

    Antworten
    • Carina

      Ja, auf jeden Fall! Isaac, der Guide, ist aber auch der Chef-Guide von allen drei Lodges von Great Plains und damit der beste Guide, den sie haben. Es war auch jeden Fall mega interessant mit ihm unterwegs zu sein! 🙂

      Antworten
  4. Lisa

    Wow was für unglaublich tolle Fotos! Ich fliege nächste Woche nach Botswana und Namibia und bin schon ganz gespannt auf was mich erwartet. Jetzt wo ich die Bilder gesehen habe, kribbelt es noch mehr, ich hoffe ich habe auch soviel Glück!
    Alles Liebe! Lisa

    Antworten

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