Hallo Sabine, danke, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Du betreibst den Tourenanbieter Perlenfänger, der sich auf ganz besondere Naturtouren spezialisiert. Kannst du uns erzählen, wie du auf diesen Fokus gekommen bist und wie es zur Gründung von Perlenfänger kam?

„Hallo Carina, gerne, vielen Dank für Dein Interesse an Perlenfänger und dem was ich mache.

Auf die Gründung von Perlenfänger Naturreisen & Artenschutz mit dem Fokus auf Wölfe, Wildpferde und ihre Verwandten, bin ich 1997 gekommen. Es hat dann jedoch noch ein paar Jahre und Reisen gedauert, bis ich meine Firma gegründet habe. Zunächst folgte ein Ablösungsprozess von vielen anderen Dingen und Umständen…

Im Nachhinein betrachtet war es alles gut so wie es gekommen ist, ich hätte nur schneller abbiegen können, da mir mein Gefühl schon ziemlich früh mitgeteilt hat, dass Innenarchitektur nicht meine Berufung ist, wohl etwas was ich gerne mag, aber „brennen“ tue ich für etwas anderes 😉

Ein paar Jahre nach dem Studium wurde mein Kindheitstraum die Welt zu sehen, immer stärker und durch ein paar Ereignisse, die hier den Rahmen sprengen würden, stand schließlich fest:

Jetzt oder nie.

Sabine Bengtsson von Perlenfänger Reisen

Tiere und Reisen – Sabines große Leidenschaften

Mein damaliger Freund war irgendwann auch infiziert von meinem Fernwehvirus. Wir haben uns damals entschlossen, es ganz oder gar nicht zu machen. So verkauften wir so ziemlich unseren gesamten Besitz, einschließlich Auto, kündigten die Jobs und die Wohnung und zogen mit einem groben Plan, was wir gerne sehen möchten sowie einem Round-the-World-Flugticket los.

Unseren letzten Tag in Deutschland habe ich noch sehr präsent vor Augen. Wir hatten nur noch unsere Rucksäcke in der Wohnung stehen, übergaben die Schlüssel dem Vermieter und es ging dann direkt nach Neuseeland, unserer ersten Station. Dort hat sich eigentlich schon alles entschieden, natürlich ohne, dass ich das damals bereits wusste 😉

Denn gleich zu Beginn in Auckland stolperten wir vor einem Laden über eine Unterschriftenliste gegen den Abschuss der Kaimanawa-Wildpferde. Ganz überrascht, dass es dort wilde Pferde gab, kontaktierten wir den Projektleiter, einen Biologen, dieser Liste. Am nächsten Tag saßen wir in seiner Küche und erfuhren unerhörte Dinge, was die Regierung gegen den Willen der Maoris, mit den Pferden vorhatte. Sie lebten seit 250 Jahren frei, weil die Siedler sie nicht mehr brauchten. Sie ließen sie einfach frei nach dem Motto „Friss oder stirb“. Sie fraßen, wurden von Generation zu Generation wilder und etablierten sich.

Da die Farmer nun ihr Land für Rinder und Schafe nutzen, wollten sie die Wildpferde als Nahrungskonkurrenten nicht auf ihrem Land haben. Sie wurden in extrem karges Gebiet verdrängt, dass den Maoris gehörte und auch vom Militär genutzt wurde. Und selbst dort schafften sie es sich zu etablieren.

Nun störten die Pferde das Militär und sie sollten verschwinden. Als Argument hieß es jetzt, sie gehören ursprünglich nicht in das Habitat. Das tun Rinder und Schafe auch nicht, aber damit wird Geld verdient…

Und schon waren wir mitten in einer Problematik, die sich auf unserer Weltreise wie ein roter Faden durchzog.

Sabine Bengtsson von Perlenfänger Reisen

Schon immer mit Pferden verbunden…

„Wir Menschen sehen durch eine gefärbte Brille, welches Tier (über)leben darf und welches nicht!“

Und gerade bei den Wildpferden, Wildeseln, Wildhunden und Wölfen schauen wir noch einmal kritischer durch diese Brille! Farmer und Jäger zum Beispiel, die viele ihrer Tätigkeiten auch heute noch nicht ohne die Hilfe von Pferden und Hunden durchführen könnten, lieben oder achten zwar die domestizierten Verwandten, doch die wilden Vorfahren werden auf der ganzen Welt vielfach immer noch stark verfolgt und bejagt. Und selbst im Naturschutz wird immer wieder argumentiert, dass sie dort nicht hingehören.

Dieser neuseeländische Biologe öffnete uns jedenfalls viele Türen in Neuseeland, Australien und den USA… Wenn man einmal eine Empfehlung hat, dann eröffnen sich plötzlich viele spannende Optionen!

Um es abzukürzen, sie führten dazu, dass wir auf unser gesamten einjährigen Weltreise immer wieder mit den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen zusammentrafen, die mit den (Wild)Pferden, Reitweisen, Wildhunden und Wölfen zu tun hatten.

Der Auslöser für die Gründung von Perlenfänger war jedoch ganz klar eine unerwartete Begegnung mit einem Wildpferd im australischen Outback. Die Brumbies (australische Wildpferde) werden stark bejagt und sind dementsprechend scheu und vorsichtig.

Wir waren gerade mit einem australischen Horseman unterwegs gewesen, der Brumbies als Trailpferde ausbildete, um den Menschen ihren Wert zu vermitteln und der sich für einen pferdegerechteren Umgang einsetzte.

Er zeigte uns seinen Weg, wie er sich den Brumbies nähert und ihr Vertrauen gewinnt. Kurz nachdem wir uns von ihm verabschiedet hatten und weiterzogen, bemerkten wir eine Gruppe von 3 Wildpferden, die parallel zu unserer Schotterpiste im Outback galoppierten. In der absoluten Erwartung, dass, wenn wir anhalten, wir sie nur noch als Staubwolke am Horizont entschwinden sehen, blieben sie zu unserer Überraschung stehen, als unser Auto stoppte!

Ich stieg aus und näherte mich in der Weise wie wir es von Charly gelernt hatten. Dann wartete ich ab und sah zu Boden. Als sich einer der Hengste von der Gruppe löste, auf mich zukam und auch noch meine Hand berührte, fühlte es sich an, als ob er direkt in mein Herz schauen konnte! Dieses Gefühl ist bis heute unbeschreiblich und ich werde es nie vergessen.

Begegnung mit einem Brumbie

DIE Begegnung, die mein Leben veränderte…

Es ist einfach unglaublich und sehr bewegend, wenn sich ein Wildtier mit seinem Urvertrauen öffnet und es zu einem spontanen, freiwilligen Kontakt kommt. Es geht ganz tief rein und kann bestimmt jeder bestätigen, der dies auch schon einmal erleben durfte…

Ab dem Zeitpunkt wusste ich, dass ich eines Tages etwas zu ihrem Schutz machen möchte und Menschen ermöglichen in die Natur tief und echt einzutauchen. Jedoch immer mit dem allergrößten Respekt der Natur, den Wildtieren und vor allem den wilden Verwandten von unseren Hunden und Pferden gegenüber. Denn ohne sie wären wir kulturell lange nicht dort wo wir heute sind. Denn vielfach geht es auch heute immer noch nicht ohne Pferde, Esel und Hunde und trotzdem werden sie nach wie vor weltweit verfolgt.

So entstanden mein Fokus und auch die Kooperationen mit außergewöhnlichen Menschen, die die gleiche Philosophie haben wie ich. Allerdings ist für uns natürlich grundsätzlich alles faszinierend, ob Groß oder Klein, fremde Kulturen, Pflanzen oder Tiere. Selbst wenn wir zum Beispiel auf Spurensuche von Wölfen sind, finden natürlich auch alle anderen Wildtiere oder Pflanzen Beachtung. Denn es hängt ja alles miteinander zusammen!

Meine Firma nennt sich ja Perlenfänger Naturreisen & Artenschutz, das deutet bereits darauf hin:

Es geht mir nicht nur um Touren, sondern ganz stark auch um Artenschutz.“

Berge und Seen im Nordwesten Spaniens

Natur im Nordwesten Spaniens

In den letzten Jahren haben sich ja auch andere Tourenanbieter auf kleine Gruppen oder Naturreisen spezialisiert. Was ist denn das Besondere an deinen Touren und wie unterscheiden sie sich von den anderen?

„Besonderer Fokus, individuell, authentisch, respektvoll und projektunterstützend.

Ausführlicher ausgedrückt: Nun wie schon in der ersten Frage erwähnt, ist erstens mein Fokus absolut besonders, aufgrund meiner Biografie und meine sehr klare Einstellung bei der Durchführung der Touren. Auch hierbei kann ich mich nur wiederholen und erwähnen, dass zum einen die Art wie ich aufwuchs (respektvoll der Natur und den Tieren gegenüber) und die Weltreise dabei wegweisend waren. Mich hat es nie interessiert zu Plätzen zu gehen, wo wilde Tiere angefüttert oder eingesperrt werden, nur damit man sie sehen kann. Für mich sind angefütterte Tiere jene, die zu würdelosen Bettlern gemacht werden und teilweise ihr natürliches Verhalten so stark verändern, dass sie unabsichtlich gefährlich werden können.

Für mich ist es ein so viel schöneres und intensiveres Geschenk der Natur, einem Wildtier zufällig zu begegnen oder beobachten zu dürfen, ohne dass man nachhilft, eingreift oder stört.

Daher arbeite ich auch nicht mit den typischen Reiseleitern zusammen. Es sind meistens Biologen, die dies aus Passion tun, in einem Projekt vor Ort involviert sind, so dass wir es dann gleichzeitig unterstützen können, oder aber wir entwickeln gemeinsam ein Schutzprojekt, wie beispielsweise zwei Portugiesen, die ich in Portugal beim Schutz der dortigen Wildpferde unterstütze.

Wenn ich Touranfragen erhalte und merke, dass die Kunden nur darauf fokussiert sind Wildtiere unbedingt sehen zu wollen, lehne ich auch schon mal ab. Das ist für ein Unternehmen, gerade in den ersten Jahren zwar manchmal finanziell hart, aber langfristig bin ich davon überzeugt zahlt es sich aus.

Wildlifetour in Polen

Kleine, individuelle Gruppen , wie hier bei einer Tour in Polen

Das gleiche gilt auch für die Gruppengröße.

Natürlich wäre es für mich sehr viel einfacher generell Gruppen ab 10 Personen anzubieten und nicht, wie wir es halten, bei 6, selten auch bei 8 Personen die Gruppe bereits zu schließen. Denn erst ab 10 Personen machen die Fluggesellschaften Optionsreservierungen und es wäre daher so viel einfacher für die Flugbuchungen erst ab 10 Personen anzubieten. Alles unter 10 Personen, gilt für sie nicht als Gruppe, daher habe ich das Problem, den Flug in das Tourangebot nicht gleich miteinbinden zu können, wie andere Anbieter mit Gruppen ab 10 Personen. Ich möchte dennoch dabei bleiben, die Natur steht an erster Stelle – auch wenn es aufwendiger ist nur Gruppentouren mit ca. 6 Teilnehmern zu machen und jedes Mal ein individuelles Flugangebot für jeden Teilnehmer zu erstellen. Dies ist jedoch meines Erachtens die Zahl, mit der man weitestgehend noch respektvolle Wildtierbeobachtungen durchführen kann.

Wir arbeiten sehr individuell. Erst dieses Jahr hat uns eine Schweizer Wolfsgruppe nach Rumänien begleitet. Das haben wir komplett individuell auf die Gruppe zugeschnitten und mit dem Biologen, der diese Touren leitet, ausgearbeitet. Auch für ihn war es super, da dabei natürlich noch einmal ein ganz anderer Austausch möglich war.

Wolfstour in der Lausitz

Auf Spurensuche nach dem Wolf: Individuelle Touren, zum Beispiel hier in der Lausitz

Der Untertitel von Perlenfänger lautet „Naturtouren und Artenschutz“- In wie weit ist denn der Artenschutz bei Perlenfänger mit eingebunden?

„Der Artenschutz ist extrem stark bei Perlenfänger eingebunden. Er war auch mit eine Hauptmotivation bei der Gründung. Für mich war von Anfang an klar, dass in meiner Firmenphilosophie die Touren den Artenschutz unterstützen, nicht umgekehrt!

Alle meine Kooperationspartner haben bei ihren Touren als Leitmotiv den Natur-, und Artenschutz und einige von ihnen haben sogar sonst gar nichts mit Tourismus zu tun. Sie arbeiten als Biologen und sind in Forschungsprojekten zum Schutz bedrohter Arten. Ich habe sie angesprochen, weil sie für mich ganz herausragende Arbeit leisten, sich mit Leidenschaft dafür einsetzen und so etwas möchte ich gerne durch nachhaltige, respektvolle Projektreisen unterstützen.

Gleichzeitig bieten wir damit interessierten Menschen die Möglichkeit hautnah an die Biologen heranzukommen und intensiv in deren Projekt eintauchen zu können. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, wenn Menschen etwas verstehen, kennen oder lieben, dann beginnen sie es auch zu schützen, meistens von ganz alleine, ohne dass viel nachgeholfen werden muss.

Was für mich in meiner Arbeit noch eine Steigerung ist:

Gemeinsam ein Projekt zu entwickeln und durchzuführen!

Denn ich habe ja von Anfang an den Artenschutz als Haupttriebfeder der Firmengründung gesehen. Dafür möchte ich einfach mal zwei Beispiele nennen, die das verdeutlichen.

Letztes Jahr sah ich eine Dokumentation eines Biologen für afrikanische Wildhunde. Er war so leidenschaftlich und begeisternd in seinem Vortrag, dass ich beschloss Kontakt aufzunehmen. Einige Monate später war er aus Afrika nach Holland gereist und wir trafen uns in Amsterdam. Der Eindruck, den ich in der Dokumentation von ihm hatte, hat sich sogar in der Realität noch verstärkt. Er „brennt“ für den Schutz der Painted Dogs. So entstand aus diesem Kontakt eine wertvolle Kooperation mit einer Projektreise in sein Forschungsbiet nach Simbabwe.

Die Teilnehmer werden dort mit ihm und dem Geschäftsführer der holländischen Painted Dog Conservation unterwegs sein. Sie werden eine Seite Simbabwes kennenlernen, wie nur ganz wenige Reisende es jemals erleben können! Das Tolle ist, dass wir den größten Teil der Toureinnahmen an sein Projekt geben. Denn es gibt in Gesamtafrika nur noch 1% der jemals dort lebenden Painted Dog Populationen.

Es ist hochspannend von diesem Biologen zu lernen. Ich hatte im Winter einen Vortrag für ihn organisiert in Deutschland und obwohl wir davor schon sehr viel darüber sprachen, erzählte er völlig neue Dinge, die so dermaßen interessant und spannend waren, dass ich am liebsten gleich losgefahren wäre nach Simbabwe.

Übrigens sind noch Plätze frei, wer jetzt mit dem Gedanken spielt im September mitzukommen 😉

Afrikanische Wildhunde beim Modisa Wildlife Project

Den „Painted Dogs“ einmal so nahe kommen? Auf der Tour mit Wildhundforscher Greg Rasmussen

Das andere von dem ich vorhin erzählte, ist meine ganz persönliche Leidenschaft die letzten wirklichen Wildpferde in einem Teil Europas vor dem Aussterben zu bewahren. Vor vielen Jahren nahm ich daher Kontakt zu zwei portugiesischen naturwissenschaftlichen Journalisten auf. Nach einigen Emails beschloss ich sie auf einer mehrmonatigen Tour auf den Spuren der europäischen Arbeitsreitkultur, zusammen mit meinem Hund in meinem alten Landrover zu besuchen.

Wir verstanden uns auf Anhieb. Sie führten zu der Zeit Reittouren in das Wildpferdegebiet durch. Ich glaube, als ich ihnen damals erzählte was ich im Kopf hatte mit meiner Firmengründung, dem besonderen Fokus und meiner Idee zu unserer Kooperation, waren sie erst einmal skeptisch, ob ich das denn auch wirklich ernst meine. Bereits auf meiner Weiterfahrt entwickelte ich das Konzept dazu, dort entstanden auch mein Firmenname und der grobe Umriss zu meiner Website.

Drei Wochen nachdem ich wieder in Deutschland war, schickte ich den beiden Tourkonzepte, die wir bis heute erfolgreich umsetzen, wie zum Beispiel unsere wirklich einmalige Tour „Blicke hinter den Horizont“ – eine Naturreise zu Fuß und zu Pferd im unberührten Peneda Geres National Park, um über das Verhalten der Wildpferde und damit auch über unsere Hauspferde hautnah und in der Wildnis zu lernen.

Wildpferde im Peneda Geres Nationalpark

Auge in Auge mit den Wildpferden im Peneda Geres Nationalpark

Abschließend möchte ich zu der Frage nur noch ergänzen, dass es bei jeder unserer Touren auch stark darum geht, die Zusammenhänge in der Natur auf eine lebendige und begeisternde Art zu erleben.

Das ist für mich gelebter Arten-, und Naturschutz und auch Respekt vor Menschen, die diese Naturverbundenheit in ihren Traditionen bewahrt haben! Wenn ich über Perlenfänger auch nur einen einzigen Menschen dafür begeistern konnte, der sich zuvor wenige Gedanken darüber gemacht hat, dann hat sich all das gelohnt…

„Einen einzelnen Menschen zu verändern, ändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für diesen Menschen!“  

Villablino in Nordspanien

„Die Welt mit anderen Augen sehen“ – Auf Spuren der Wölfe in Nordspanien

Nachhaltigkeit spielt ja beim Reisen auch eine immer größere Rolle und sollte natürlich bei Naturreisen ganz besonders beachtet werden. Wie werden Nachhaltigkeitsaspekte bei deinen Touren berücksichtigt?

„Eine gute Frage! Denn vielfach wird davon ausgegangen, dass Tourismus und Natur-, und Artenschutz sich grundsätzlich gegenseitig ausschließen. Das ist leider in den meisten Fällen auch richtig, jedoch eben nicht in 100 % der Fälle.

Es gibt seit den letzten Jahren generell eine positive Entwicklung zum nachhaltigen Reisen, die es teilweise ermöglicht überhaupt erst Naturschutzprojekte umzusetzen. Das ist sehr begrüßenswert, zieht jedoch auch gleichzeitig „Glücksritter“ an, die auf den Zug aufspringen, um schnell Geld zu machen, indem sie sich ein vermeintliches „Greenwashing-Image“ verpassen, es jedoch in keinster Weise ernst nehmen. Damit wären wir dann erneut bei dem Punkt, Wildtiere zu manipulieren, um zahlende Gäste zufriedenzustellen, etc…

Daher hat für mich ein (verantwortungs-)bewusster und reflektierter Reisender die größte Macht zu entscheiden, wo im wahrsten Sinne die „Reise hingeht“ im Tourismus.

Wir unterstützen beispielsweise nur kleine, lokale Hotels, Pensionen und Gästehäuser. So bleibt das Geld dort wo es hingehört – bei den Einheimischen. In einigen Häusern werden sogar das Essen oder die Seifen für die Bäder selber hergestellt. Das ist auch der Grund, warum ich mich bisher deutschen Verbänden für Zertifizierungssiegel verweigere, denn unter dessen Kriterien wäre dies für mich und meine Partner gar nicht möglich ihre Kriterien zu erfüllen. Produkte, die beispielsweise im eigenen Garten oder in der Region hergestellt werden, sind 100 % Bio, nur eben ohne Siegel! Nachhaltigkeit ist für uns eine Lebenseinstellung, nicht ein Werkzeug für eine bessere Vermarktung.

Bei der Gründung von Perlenfänger war von Anfang an klar, dass unsere Touren den Artenschutz unterstützen, nicht umgekehrt!

Der Respekt vor der Natur durch kleine Gruppen, geführt von Biologen und Naturführern und dem sensiblen Umgang mit den Menschen, Wildtieren und der Natur vor Ort, ist der Schlüssel für uns, um Teilnehmer durch Kompetenz, Leidenschaft und Information von ganz alleine dazu zu animieren und zu begeistern, unsere Erde schützen zu wollen.

Waldwanderung in Rumänien

Kompetenz, Leidenschaft und Information, um Menschen für die Natur zu begeistern

Daher ist Eigenreflektion meines Handelns, Transparenz und Ehrlichkeit dem Kunden gegenüber für mich eines der wichtigsten Kriterien eines Reiseveranstalters!

Dies setzt voraus, dass ich als Veranstalter eine hohe Verantwortung habe der Natur, den Wildtieren und der fremden Kultur gegenüber. Reine Gewinnorientierung ist im Tourismus für unsere Erde tödlich und kann sogar für immer etwas zerstören, was nicht mehr umkehrbar ist, weil es eben über Generationen alles verändern kann.

Nur wenn sich sowohl der Veranstalter als auch der Reisende im Klaren sind, dass eine Reise sowohl zerstören, als auch naturschützend sein kann, wird sich langfristig etwas ändern.

Reisen bedeutete für mich immer schon: echtes Erleben, unerwartete Begegnungen, spannende Erfahrungen, Fremdheit mit offener Neugier betrachten, Demut vor der unglaublich faszinierenden Natur und natürlich meine Fernwehsehnsucht stillen 😉

Deshalb ist der Begriff „Nachhaltigkeit“, wenn auch schon etwas abgenutzt, immer noch so, so wichtig und auch unsere nächste Generation miteinzubeziehen.

Nachhaltig Reisen mit Perlenfänger

Nur wer nachhaltig reist, kann die Natur erhalten

Manchmal bist du auch selbst auf deinen Touren dabei. Welcher Ort hat dir dabei am besten gefallen oder welches Erlebnis hat dich besonders berührt?

Ja leider viel zu selten, da ich (noch) keinen festen Mitarbeiter für Büroarbeiten habe. Ich würde sehr viel lieber mehr Tourbegleitungen machen oder weitere spannende Touren und Projekte realisieren, die es jedoch erforderlich machen auch dorthin zu fahren. (Es gibt schlimmeres 😉 ) Doch da ich zurzeit alles alleine mache, geht es eben nicht so häufig wie gewünscht. Doch ich arbeite daran, dies zukünftig durch einen Mitarbeiter oder auch Partner zu ändern.

Da ich von mir behaupte, immer mit ziemlich offenen Augen durch die Welt zu gehen, sehe ich vielfach auch etwas, an dem andere einfach vorbei laufen. Insofern finde ich eigentlich an jedem Ort etwas was mir gefällt oder mich berührt.

Doch um auf Deine Frage konkret zu antworten:

Was sicherlich zu den absoluten Highlights gehört, auf meiner letzten Tour war ich mal wieder in Portugal und wollte auch nach Spanien zu meinen dortigen Kooperationspartnern. Die erste Woche war ich regelmäßig alleine in den Bergen unterwegs. Ich habe Wildpferde beobachtet und dabei am letzten Tag, bevor ich nach Spanien weiterfahren wollte, ein verletztes ca. erst zwei Wochen altes Wildpferdefohlen in den Bergen gefunden. Wir konnten es auf echt spektakuläre Art retten und es hat es tatsächlich geschafft und wächst jetzt bei meinen Freunden und Kooperationspartnern in Portugal auf. Ich gab ihm den Namen Lobito (kleiner Wolf), weil es so einen starken Lebenswillen hat. Die ganze Geschichte dazu habe ich auf meinem Blog auf meiner Seite veröffentlicht, wer sich dafür interessiert!

Begegnung mit Braunbären in Rumänien

Ein Highlight auf einer Rumänien-Tour: Begegnung mit einem Braunbären

Ansonsten kann ich nur sagen, jede Tour ist besonders für mich und jedes Mal bleibt ein Stück von mir da… Auf die Art habe ich schon viel von mir auf der ganzen Welt verteilt 😉

Nachhaltiges Reisen mit Respekt ist und bleibt für mich ein sehr wichtiger Schlüssel für Toleranz und Verständnis und ist damit gelebter Kultur-, Natur-, und Artenschutz! Es trägt dazu bei Anderes und Fremdes kennenzulernen und zu begreifen das Vielfalt etwas wertvolles und erhaltenswertes ist… und nicht etwas vor dem man Angst haben muss!

Ich freue mich jeden Tag darüber, meinen Teil dazu beitragen zu können!

In diesem Sinne wünsche ich euch allen noch viele interessante Begegnungen und faszinierende Naturerlebnisse… und ich hoffe wir sehen uns bald auf einer unserer Touren. Guckt mal rein unter perlenfaenger.com

Vielen Dank Sabine für dieses spannende Interview und viel Erfolg für Perlenfänger und noch viele schöne Naturreisen!


Sabine Bengtsson hat vor einigen Jahren den Reiseveranstalter Perlenfänger – Naturreisen und Artenschutz gegründet.

Schon seit ihrer Kindheit ist sie naturverbunden, fasziniert von Tieren und Pferdenärrin. Gleichzeitig ist das Reisen ihre große Leidenschaft.

Bei einer Begegnung mit einem Wildpferd in Australien während ihrer Weltreise wurde der Grundstein für Perlenfänger gelegt.

Perlenfänger steht für respektvolle Naturreisen mit besonderem, individuellem Fokus und größte Rücksicht auf Natur- und Artenschutz.

 

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3 Responses

  1. Astrid Bengtsson

    Sehr gut. War mit Perlenfaenger in Rumänien und Portugal. Absolut zu empfehlen; genauso wie im Interview dargelegt. Werde wieder mit Perlenfaenger reisen.

    Antworten
    • Carina

      Hallo Astrid,
      danke für dein Feedback! Die Reisen hören sich wirklich toll an und ich hoffe, auch bald mal mit Perlenfänger eine Reise machen zu können.
      Liebe Grüße,
      Carina

      Antworten
  2. Eva-Susan Sievers

    Tolles Interview!
    Es ist schön zu lesen mit wie viel zielstrebiger Energie Du an diese wichtigen Projekte herangehst, Sabine.
    Ich wünsche Dir viele interessierte Teilnehmer, jede Menge schöne Naturerlebnisse, ganz viel Erfolg mit Deiner außergewöhnlichen und engagierten Reiseagentur und dass Du weiterhin so viel und noch mehr bewegen kannst.
    Liebe Grüße Eva.

    Antworten

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