Die Wellen rauschen kraftvoll und beständig an die Küste.

Von fern klingt leise Reggae-Musik aus einer der Bars am Strand herüber.

Das Boot schaukelt, sanft und gleichmäßig, während ein leichter Wind mein Gesicht umspielt.

Ich blicke hinauf, über mir nichts weiter als das dunkle Himmelszelt und abermillionen Sterne.

Und während ich auf dem Deck liege und die Sterne betrachte, denke ich an die vielen spannenden Menschen, die ich bereits auf dieser Reise getroffen habe.

Bucht in der Grande Anse auf Martinique

Die Sonne geht unter in der Karibik…

Eine Reise in die Karibik – und zu mir selbst?

In den letzten Jahren bin ich viel herumgekommen – habe die Löwen in Afrika besucht, die Orang-Utans in Asien bestaunt und viele Orte in ganz Europa gesehen.

Nun also das erste Mal Süd- bzw. Mittelamerika. Und dann gleicht die Karibik. Eine Reise, die entgegen allen bisherigen Reisen irgendwie ganz spontan und ohne größere Vorbereitung meinerseits entstanden ist.

Denn die Route stand ja schon fest. Ich würde auf der Polaris, einem etwa 15 Meter langen Segelboot, die Windward und Leeward Islands, zu denen unter anderem auch die Französischen Antillen gehören, besegeln.

Auch, dass die Polaris sich auf einer Weltumsegelung (World ARC) befindet, war mir klar, denn zur Pflege des Blogs selbiger war ich ja eingestellt worden.

Doch dass diese Weltumsegelung vor genau 15 Monaten in der Karibik, genauer auf St. Lucia, gestartet war und einen Tag nach meiner Ankunft auf der Insel enden würde, das war mir nicht bewusst. Auch, dass eine ganze Flotte aus mehr als 20 Booten zusammen die Welt umsegelt hatte und sich in dieser Zeit eine wunderbare, kleine Gemeinde gebildet hatte, war mir vor Antritt der Reise nicht klar.

Umso schöner jedoch ist natürlich, dass ich bei diesem emotionalen Highlight, der Beendigung der Weltumsegelung, dabei sein und viele besondere Menschen und ihre einzigartigen Geschichten kennenlernen durfte.

Die Crew der Polaris in der Marigot Bay

Die Crew der Polaris am Tag der Vollendung der Weltumsegelung

Denn irgendwie geht es doch genau darum auf Reisen oder?

Ob der Palmenstrand, an dem man liegt, jetzt am Mittelmeer, in Asien, Australien oder halt in der Karibik ist, spielt doch eigentlich keine Rolle. Das Wichtige sind doch die Menschen, die man kennenlernt und  mit denen man diese Erlebnisse und Momente teilt.

Und ich muss sagen, dass mich fast jeder von ihnen irgendwie mit seiner Geschichte inspiriert und motiviert hat. Aber das ist ja auch verständlich, denn auf eine mindestens 15-monatige Reise zu gehen, erfordert doch etwas mehr Mut, Aufwand und Vertrauen als nur einen zweiwöchigen Badeurlaub zu buchen.

Die Marigot Bay auf St. Lucia

Strand und Palmen sind nicht alles

Einzigartige Geschichten und Begegnungen

Viele haben ihre Jobs gekündigt, ihre Wohnung aufgelöst, ihr Auto sowie ihren ganzen Besitz verkauft und haben somit ihr bisheriges Leben komplett umgekrempelt, wie Markus aus der Schweiz.

Um seinen langjährigen Traum der Weltumsegelung zu erfüllen, hat er die Anteile seiner Firma verkauft, sein Haus ebenso und fängt jetzt nach knapp zwei Jahren in der Schweiz wieder bei Null an, aber dafür mit unbezahlbaren Erinnerungen und einem erfülltem Lebenstraum. Und damit geht es vielen Teilnehmern der Weltumsegelung ähnlich.

Teilnehmer der WorldARC 2014 in der Rodney Bay

Einzigartige Gefühle bei der Feier im Zielhafen auf St. Lucia

Doch auch abseits der World ARC habe ich andere faszinierende Menschen getroffen, zum Beispiel Frank von Scharmützelsee.

Frank ist ein ehemaliger Bekannter von meinem Bootskollegen Christian, die früher immer zusammen Regatten auf der Ostsee gesegelt sind. Mittlerweile haben aber Frank und seine Frau mehr als 6 Jahre die Karibik bereist und nur auf ihrem Segelboot gelebt, wo wir ihn in einer kleinen Bucht in Guadeloupe getroffen haben.

Da segelt man einmal um die ganze Welt und trifft Leute vom Scharmützelsee – verrückt oder?

Frank und seine Frau haben vor sechs Jahren auch ihr ganzes Leben in Deutschland aufgegeben und hatten eigentlich auch vor, noch länger in der Karibik zu bleiben. Die plötzliche Krankheit der Eltern von Franks Frau zwang die beiden dann aber die Reise abzubrechen und zurückzukehren. Seine Frau ist mittlerweile bereits zurück nach Deutschland geflogen und Frank segelt nun ganz alleine mit dem Boot zurück nach Europa.

Auch sehr beeindruckt hat mich die junge französische Familie, die mit vier Kindern (!) ihre Zelte in Frankreich abgebrochen haben und mit ihrem Segelboot auf dem Weg in die USA sind, um dort ein neues Leben und eine neue Geschäftsidee aufzubauen.

Oder Nuno, der Portugiese, der als Kind schon nur Segeln wollte und dies mittlerweile zu seinem Beruf gemacht hat. Der bereits zweimal um die Welt gesegelt ist und weiterhin als Skipper jeden Tag seinen Traum vom Segeln leben darf.

Eine weitere, spannende Geschichte, die eigentlich nur vom Leben so geschrieben werden kann, ist die meines Skippers Jan. Mit knapp 30 Jahren wollte er einen Motorboot-Führerschein machen, um mit einem dicken Boot in den Berliner Strandbars an der Spree einen auf dicke Hose zu machen. Eigentlich nur so, zum Spaß.

Der Einfachheit halber machte er einen kombinierten Motorboot- und Segelschein, wo er bereits nach der ersten Übungsstunde das Segelboot am liebsten nicht mehr verlassen hätte. Keine vier Jahre später hat auch er sein bisheriges Leben komplett umgekrempelt, seinen bisherigen Job geschmissen, ist Segellehrer geworden und nun seit mittlerweile fast zwei Jahren mit der Polaris rund um die Welt unterwegs.

Die Polaris auf der Ziellinie in St. Lucia

Mit diesem Boot einmal um die Welt…

Was es dafür braucht, ist Mut

Denn alle diese Geschichten erzählen von Menschen, die den Mut hatten, ihren eigenen Weg zu gehen.

Die den Mut hatten, ihre Zelte abzubrechen, ihre Jobs zu kündigen, ihre Heimatstädte und Länder zu verlassen, ihren Besitz zu verkaufen, sich einzulassen aufs Ungewisse, auf den Neuanfang, auf das was danach kommt.

Und die vor allem die Stärke und Durchhaltekraft hatten, ihren Traum auch wirklich zu erfüllen.

Sonnenuntergang in Deshaies auf Guadeloupe

Nach jedem Sonnenuntergang folgt auch ein Sonnenaufgang

Während ich auf dem Deck des Schiffes liege, den Wellen lausche und die funkelnden Sterne über mir glitzern, drängt sich in mir die Frage auf, was eigentlich mein Traum ist.

Wofür möchte ich kämpfen, wie möchte ich leben, wovon träume ich?

Ich träume vom Reisen, von der Natur, von wilden Tieren, von Städten, von Begegnungen mit Menschen wie diesen.

Und ich träume von Afrika.

Die Tatsache, dass ich in der Karibik bin, und trotz schönstem Wetter, Landschaft und Gesellschaft mit Sehnsucht an Afrika denke, verwirrt mich selbst. Wie kann es denn sein, dass man an einem der schönsten Orte auf der Welt ist, aber lieber woanders sein würde?

Es ist ein Gefühl, dass ich gar nicht kenne. Ein schmerzliches, sehnsuchtsvolles Ziehen im Bauch.

Fühlt sich so Heimweh an?

Blick auf Terre de Haut, Isle de Saintes

Blick in die Ferne – wo führt mein Weg hin?

Kennst du dieses Gefühl auch? Hast du dich auch schon über dich selbst gewundert, wenn du solche Gefühle hast? 
Oder hast du auch schon so spannende Menschen getroffen, die dich mit ihrer Geschichte inspiriert haben?

Ich freu mich über jeden Kommentar von dir, also schreib mir deine Gedanken!

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5 Responses

  1. Julia

    Wow, eine tolle Erfahrung, die du da gemacht hast!
    Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie viele wunderbare Menschen mit einzigartigen Geschichten man beim Reisen trifft. Das gibt einem so viel Inspiration und Motivation seine eigenen Träume zu verwirklichen.
    Alles Liebe,
    Julia

    Antworten
  2. Tanja

    Und wann geht es nach Afrika?

    Den Traum von einem anderen Ziel, während ich auf Reisen bin, kenne ich eigentlich nicht. Dazu haben mir die Ziele immer zu gut gefallen bzw. ich mich in ihren Bann ziehen lassen. Doch nur genug, um nicht von anderen Zielen zu Träumen. Oft aber nicht gut genug, um nicht noch Gedanken nachzuhängen, die mich beschäftigen. Wie oft, hat mich ein Thema nicht losgelassen, obwohl es so fern war?! Dabei ist das schönste für mich auf Reisen die Leichtigkeit, wenn ich voller Glück und Sorglosigkeit die Minuten erlebe … Schade um die verpassten Momente, wenn der Kopf nicht los lassen kann.

    Die Menschen, die du hier beschreibst, scheinen das loslassen genossen zu haben. Welch Erlebnis an so einer emotionalen Reise teilzunehmen. Danke fürs mitnehmen auf diese Reise.

    Viele Grüße
    Tanja

    Antworten
  3. Anna

    Dazu kann ich nur sagen: Segeln hilft IMMER! Nirgendwo sonst bekommt man den Kopf so frei, sodass einem alles so klar wie Kloßbrühe erscheint. Afrika ist also die Antwort auf zunächst ungestellte Fragen… Doof für uns, wenn du irgendwann auswanderst und noch weiter weg bist als „nur“ in Berlin. Und selbst dahin schaffe ich es ja nur selten 🙁 Aber gut für dich wenn du weißt wovon du träumst und wofür du dann auch leben willst. Und für die Zeit der Überbrückung: Nirgendwo träumt es sich besser, als an Deck unter dem Sternenhimmel mit dem Geräusch des Wassers unter einem! Gehen wir mal auf der Förde segeln? 🙂

    Antworten
    • Carina

      Oh ja bitte!!! So ein bisschen Geschaukel, Salzwasser und Wind um die Nase hört sich wunderbar an! :*

      Antworten

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